Dieser Artikel ist der zweite Teil des Airflow-Guides, der detailliertere Überlegungen zum Erreichen eines optimalen Luftstroms enthält. Er behandelt die richtige Wahl der Lüfter, andere Komponenten, die Anzahl der Lüfter und weitere Informationen zum Gehäusedruck.


Auswahl der passenden (Anzahl von) Ventilatoren

Bei der Auswahl geeigneter Ventilatoren sollten folgende Fragen gestellt werden:

1. Hat mein Gehäuse entweder ein Mesh-Panel oder eine komplett offene Front?

2. Verfügt mein Gehäuse über relativ offene Staubfilter mit geringem Luftwiderstand?

3. Verfügt mein Gehäuse über gegenüberliegende Lüfterplätze (vorne-hinten oder unten-oben), um einen kontinuierlichen Luftstrom durch das gesamte Gehäuse aufrechtzuerhalten?


Wenn Sie eine oder mehrere dieser Fragen mit „Nein“ beantwortet haben, deutet das darauf hin, dass der Luftstrom in Ihrem Gehäuse möglicherweise eingeschränkt ist. In geschlossenen, „leisen“ oder „schallgedämmten“ Gehäusen oder solchen mit dichten Staubfiltern etc. sollten Sie die Verwendung einer größeren Anzahl an Lüftern, von Lüftermodellen aus dem höheren Leistungsbereich und/oder eine höhere Drehzahl der Lüfter in Betracht ziehen.


Das Rezept für guten Airflow

Mehrere Faktoren beeinflussen den Luftstrom in einem Gehäuse.

Erstens sollte der Platz, den Ihre anderen Komponenten, vor allem die Grafikkarte, beanspruchen, berücksichtigt werden. Wenn Sie ein größeres Grafikkartenmodell (über 300mm lang und/oder mehr als 3 Steckplätze dick) verwenden, wie z.B. einige der NVIDIA-Grafikkarten der 40er-Serie, könnte es in einigen, vor allem kleineren Gehäusen schwieriger sein, sie zu kühlen. In diesem Fall bietet sich ein Gehäuse an, das die Montage von Lüftern, die Luft ansaugen, an der Unterseite des Gehäuses ermöglicht, um der Grafikkarte Frischluft zuzuführen. Außerdem kann eine Seitenwand aus Mesh, oder sogar Ventilatoren an der Seite, der Grafikkarte sehr zugutekommen.


Bei der Auswahl der Lüfter und ihrer Anordnung sollten zwei Schlüsselfaktoren beachtet werden: die Auswahl einer angemessenen Anzahl von Lüftern und deren optimale Platzierung im Gehäuse.



Wie bereits erwähnt, hängt die richtige Anzahl von Lüftern ganz von dem von Ihnen verwendeten Gehäuse ab. Außerdem spielt das Budget, das Sie für Lüfter bereitstellen möchten, eine entscheidende Rolle. Wenn Sie mit einem kleineren Budget arbeiten, sind unsere redux-Lüfter eine gute Wahl. Das bedeutet auch, dass Sie bei der Platzierung noch mehr Feingefühl an den Tag legen sollten, da die Anzahl der Lüfter geringer sein könnte.


Von nun an werden wir das Fractal Design North als Beispielgehäuse verwenden, da es eine großartige Kombination aus ausreichenden Lüfterplätzen, Staubfiltern und einem Mesh-Panel an der Oberseite (oder an der Seite) bietet. Die bei unserer Auswahl angewandten Prinzipien können natürlich auch auf andere Gehäuse übertragen werden. Anhand der folgenden Checkliste können Sie sicherstellen, dass Ihr Gehäuse gut dafür geeignet ist, einen guten Luftstrom zu unterstützen:


  1. Eine (im Allgemeinen) offene Frontseite (z. B. ein grobes Mesh-Panel ohne Staubfilter oder mit einem sehr durchlässigen Staubfilter). Auch wenn Glas- oder geschlossene Gehäuseabdeckungen ästhetisch ansprechend sein mögen, sind sie eher restriktiv und tragen sehr zu hohen Gehäusetemperaturen bei.
  2. Bei genauerer Betrachtung der Staubfilter spielt deren Dichte sowie deren Distanz zu den potenziellen Lüftern eine große Rolle. Auch wenn ein dichtes Mesh Staub vom Eintritt ins Gehäuse abhalten kann, kann dieses auch schneller verstopfen und dadurch einen großen Widerstand für die ins Gehäuse strömende Luft darstellen. Welchen Widerstand die Staubfilter darstellen, kann getestet werden indem auf die Filter geblasen und beobachtet wird, wie viel Luft mit und ohne Staubfilter bewegt wird.
  3. Die Anzahl der Lüfterplätze ist ebenfalls wichtig. Im Allgemeinen empfehlen wir mindestens fünf 120mm Lüfterplätze in einem Standard-Mid-Tower Gehäuse. Das bedeutet zwar nicht, dass alle davon mit Lüftern ausgestattet werden müssen, aber durch das Vorhandensein der Plätze ergeben sich zwei Vorteile: Erstens ergibt sich daraus die Möglichkeit, zu einem späteren Zeitpunkt weitere Lüfter einzubauen, wenn nötig. Zweitens ist durch den Lüfterplatz zusätzlicher Raum gegeben, durch den sich die Luft frei bewegen kann.


Wenn Sie mit einer geringeren Anzahl an Lüftern arbeiten, zum Beispiel mit drei Lüftern, ist die Platzierung sehr simpel. Zwei Lüfter an der Vorderseite (oben und in der Mitte), die Luft hineinsaugen, und einer an der Rückseite, der Luft hinausbläst, reichen für Hardware, die keine großen Wärmemengen produziert, aus.


Mit einem zusätzlichen Lüfter, also insgesamt vier, werden zwar mehrere Kombinationen von Lüftern und deren Verwendung als Ansaug- oder Abluftventilator möglich, es wird aber nicht unbedingt komplizierter. Grundsätzlich sind hier zwei Möglichkeiten empfehlenswert. Eine Option sind drei Lüfter vorne, die Luft ansaugen, und einer hinten als Auslass. Alternativ können Sie die Lüfter auch so platzieren: zwei Lüfter vorne in den beiden oberen Lüfterplätzen als Einlass, einen im oberen hinteren Platz als Auslass und einen hinten als Auslass. Die zweite Option ist mehr auf die CPU-Kühlung ausgerichtet, da die vorderen Lüfter die Luft direkter zum CPU-Kühlkörper leiten und die Abluftlüfter die Luft direkt von ihm wegziehen.


Wenn Sie fünf Lüfter verwenden möchten, gibt es mehrere verschiedene Möglichkeiten, diese zu installieren, je nach Ihren Präferenzen hinsichtlich der CPU- und Grafikkarten-Kühlung. Bei unseren Tests des Fractal Design North Gehäuses, kamen wir zu dem Schluss, dass die niedrigste Durchschnittstemperatur von CPU, Grafikkarte und Gehäuse durch folgende Maßnahmen erreicht werden kann: an der Vorderseite drei Lüfter die Luft ansaugen, ein Lüfter an der Oberseite als Ansaugung kombiniert mit einem NA-IS1-12 Einlass-Abstandshalter und ein Lüfter an der Rückseite als Auslass. Dadurch wird dem CPU-Kühlkörper eine große Menge an Frischluft zugeführt, insbesondere da der obere Lüfter die Luft direkt zum vorderen CPU-Kühlkörperlüfter bewegt und die heiße Luft sofort durch die Rückseite abführt. Außerdem profitiert die Grafikkarte von dieser Konfiguration, da der untere Frontlüfter ständig Frischluft zu ihr leitet.


Das Optimum in diesem Gehäuse sind sechs Lüfter. Diese Konfiguration mag zwar unkonventionell erscheinen, da sie eine der im ersten Teil dieses Leitfadens erwähnten Regeln missachtet (nämlich, dass man Ansaug- und Abluftlüfter nicht innerhalb einer Seite des Gehäuses mischen sollte). In unseren Tests hat sich jedoch gezeigt, dass zwei unterschiedlich ausgerichtete Lüfter auf der Oberseite des Gehäuses am besten abschneiden, der vordere als Einlasslüfter mit einem NA-IS1-12 Abstandhalter und der hintere als Auslasslüfter. Alle anderen Lüfter (vorne und hinten) können von der Fünf-Lüfter-Konfiguration übernommen werden.



Beeinflussung des Drucks im Gehäuse

Abgesehen von Gehäusemodifikationen ist das Verhältnis zwischen Einlass- und Auslasslüfern die wichtigste Methode zur Steuerung des Drucks im Gehäuse. Im Allgemeinen reicht ein Unterschied von ein oder zwei Lüftern zwischen Einlass- und Auslasslüftern aus, um den Druck im Inneren des Gehäuses zu beeinflussen. Unser Beispielgehäuse weist in den vorangegangenen Konfigurationen Überdruck auf, was sich als förderlich gezeigt hat.


Ein weiterer, bzw. der nächste Schritt, der unternommen werden kann, ist das Anpassen der Lüfterkurven. Im Extremszenario kann das der ausschlaggebende Faktor sein, ob im Gehäuse ein Über- oder Unterdruck vorliegt. Wenn das Gehäuse zum Beispiel zwei Einlasslüfter und zwei Auslasslüfter hat, können die Lüftergeschwindigkeiten so angepasst werden, dass entweder Überdruck (Einlasslüfter drehen schneller) oder Unterdruck (Auslasslüfter drehen schneller) vorliegt.